Themenfelder der Programmreihen 2020

1. ITʼS THE END OF THE WORLD AS WE KNOW IT - Bedrohte Welt

Klimawandel, politischer Rechtsruck, die Zerstörung von Lebensräumen, die Entthronung des privilegierten weißen Mannes samt heteronormativer Vorstellungen von Lebens- und Liebeskonzepten, Braunkohlebagger vor der Tür: Bedrohte Welt ist Alltag! Die Performing Arts analysieren sie, denken sie, dokumentieren sie, appellieren ausgehend von ihr, rufen auf, schwören gegen sie ein, schreiben, tanzen... treiben sie auf die Bühne oder in den öffentlichen Raum. In diesem Themenfeld sind alle Arbeiten aufgehoben, die sich wachen Auges mit sozio-politischen Fragestellungen (in) einer gefährdeten Welt beschäftigen.

2. „DONʼT LET ME BE MISUNDERSTOOD“ - Konstruktive Realitätserweiterung

Unsere Wahrnehmung ist eine Konstruktion und die Konstruktion wiederum subjektiv, Ergebnis ihrer Zeit und unseres Bewusstseins. Zu wenig Konstruktion(en) sind bisher verbreitet, zu wenig Geschichte(n) geschrieben, zu wenig Alternative(n) gedruckt worden. Kampf! – oder Erschütterung dem, was Neues verhindert und ein anderes Denken unserer Welt blockiert. Wir suchen in diesem Themenfeld Positionen, die sich den unerhörten und ungehörten Perspektiven widmen, die Vergangenheit, Gegenwart und/oder Zukunft anders denken und das Aktuelle ebenso wie das Vergangene neu erzählen, bewerten, deuten.

3. „WE BUILT THIS CITY ON ROCK ʼNʼ ROLL“ Stadtfluch(t)

Was passiert, wenn Stadtraum und -gesellschaft neu gedacht werden? Berlin, die Stadt, die wie keine andere in Deutschland Geschichte atmet, die ihre Schönheit durch die Architektur verschiedener (politischer) Systeme gewinnt und ehemals Freiräume, also freie Räume hatte, ist stickig geworden. Es wird eng auf dem Mietmarkt, und der Raum für nicht kommerzielle oder alternativ ausgerichtete Initiativen wird immer knapper. Wie (zusammen) überleben in der Berliner Luft der Gegenwart? Resignation ist keine Alternative für Kunst-Positionen einer freien Szene, die geradezu alle Orte der Stadt für ihre Projekte nutzt. Raumgreifende Positionen stehen im Mittelpunkt dieses Themenfeldes.

4. „VIOLENTLY HAPPY“ -  Einsames Wir

Die Menschen in der U-Bahn im permanenten Monolog mit ihren Handys, der alte Mann, der in seine Wohnung tot vor sich hin modert, der Neuangekommene, der durch die Straßen irrt, die allein erziehende Mutter, die sich durch den Sumpf der Bürokratie kämpft, der Obdachlose mit seiner Geschichte und seinem eigenwilligen Geruch. Der Schlag in den Boxsack, der Schrei aus dem Fenster, der verpufft. Gemeinsam einsam. Fluch und Wahl. Leid, das besungen, betanzt, beschrieben, zelebriert, aber auch aktiv angegangen werden kann. Stay on your own, have fun and join the duet by myself. Positionen dazu sucht dieses Themenfeld.

5. VIRTUAL INSANITY" - Datenbasierte Zukunft

Technologien, Algorithmen und Digitalisierung bestimmen heute mehr denn je unser Leben. Online Plattformen wissen, was wir bestellen möchten, kennen unsere Freund*innen, lesen unsere Emails, virtuelle Sprachassistenten beraten und belauschen uns und das geliebte Smartphone ist Bankkarte, Kommunikationstool, Wecker und vieles mehr in einem. Die Übertragung von menschlichen Fähigkeiten auf Maschinen und Roboter bildet eines der größten Experimentierfelder unserer Zukunft. Die Frage, wo der Mensch aufhört, die Maschine anfängt oder nicht eh schon vom Cyborg, dem 'mehr als' Menschmaschine gesprochen werden muss, wird in der Gesellschaft divers diskutiert. Die Ansichten, ob die Zukunft mit der Entwicklung von Technologien der Beginn eines besseren Lebens für die Menschheit bedeutet und bahnbrechende Entwicklungen  zu mehr Partizipation von aktuell Exkludierten führen können, oder der Mensch vielmehr am Beginn einer dystopischen Ära steht, in welcher er alsbald von einer Superintelligenz dominiert wird, stehen sich gegenüber. Künstlerische Positionen zu Posthumanität, Digitalisierung und der Frage wie, wann und auf welche Weise ein jeder/eine jede mit Objekten und nicht-humanen Entitäten kommuniziert sind hier zu verorten.

6. „(FORGET ABOUT THE) PRICE TAG“ - Mächtige Leere

Money makes the world go round – stimmt für all jene, die es haben, es verwalten oder darüber entscheiden. Nicht aber für jene, die es brauchen, nicht haben und aus verschiedenen - strukturellen - Gründen auch nicht bekommen. Dass ein Flachbildschirm-Fernseher schneller und sicherer durch die Welt kommt, als ein Mensch, der sein Heimatland verlassen musste, um woanders (s)ein Leben zu machen, hat am Ende immer mit Wirtschaft, Ausbeutung und der ungleichen Verteilung von Kapital zu tun. Dass ein alter Mann die Staatsmacht inne hat, ohne die Kunst des Regierens zu beherrschen, liegt unter anderem an seinem finanziellen Kapital und der damit einhergehenden Macht. Dass wir gestresster sind vom Gedanken unseren Job zu verlieren, als vom Wissen um all die Menschen, die in Berlin aktuell ohne festen Wohnsitz und Möglichkeit der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sind, ist Folge eines auf Geld und Wohlstand basierenden Gesellschaftssystems des Ausschlusses. Abgesang, Kampfansage, erschütterte Ergebenheit - in diesem Themenfeld können künstlerische Positionen verortet werden, die sich mit der strukturellen Macht von Kapital/Kapitalismus beschäftigen.

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